Glasfaser-Einblastechnik:
Wie Highspeed-Internet seinen Weg in die Häuser findet

Das Einblasen von Glasfaserkabeln, auch als „Einjetten“ bezeichnet, nutzt Druckluft als Hauptmechanismus, um die Glasfasern durch vorverlegte Leerrohre zu transportieren. Bei diesem Verfahren werden die hauchfeinen Glasfasern mit ihrer schützenden Kunststoffummantelung nicht einfach manuell in die Rohre geschoben, sondern praktisch durch diese „hindurchgeschwebt“. Der Luftdruck erzeugt ein Luftpolster, auf dem die Kabel mit minimaler Reibung transportiert werden können.

Der Prozess beginnt meist mit einem Testdurchgang, bei dem ein kleines Schaumstoffteil durch das Rohr geblasen wird. Dieser Schwamm hat zwei wichtige Funktionen: Er überprüft die Durchgängigkeit des Rohrs und hinterlässt gleichzeitig eine Schmierschicht, die den anschließenden Einblasvorgang der eigentlichen Glasfaser erleichtert. Nach diesem Testlauf wird das Glasfaserkabel mittels eines speziellen Einblasgeräts und eines Kompressors in das Leerrohr eingebracht.

 

Technische Ausrüstung für das Glasfaser-Einblasen

Für das fachgerechte Einblasen von Glasfasern wird eine spezialisierte Ausrüstung benötigt:

Kompressor

Ein leistungsstarker Kompressor erzeugt die notwendige Druckluft mit einem Druck zwischen 5 und 15 Bar. Moderne Kompressoren sind oft mobil und können flexibel auf Baustellen eingesetzt werden. Sie sehen mitunter aus „wie ein Mix aus Rollator und Laubbläser“ und erzeugen typischerweise einen Druck von etwa 11 Bar.

Einblasgerät

Das Einblasgerät, auch als „Jetting“-Gerät bezeichnet, führt das Glasfaserkabel kontrolliert in das Leerrohr ein und sorgt für den richtigen Vorschub. Moderne Einblasgeräte wie das „Microflow“ können mit Dokumentationseinheiten ausgestattet sein, die den Einblasvorgang protokollieren. Viele Geräte verfügen über einen Riemenantrieb, der zusätzlich zur Druckluft das Kabel mechanisch vorschiebt.

Leerrohre und Mikrorohre

Diese werden im Vorfeld verlegt und haben je nach Anwendungsbereich unterschiedliche Durchmesser. Typische Rohrdurchmesser reichen von 5 mm bis 63 mm, während die Kabeldurchmesser zwischen 0,8 mm und 40 mm variieren können. In einem Beispiel wird ein Röhrchen mit einem Außendurchmesser von etwa 12 mm und einem Innendurchmesser von 8 mm verwendet, in das ein Kabel mit 6 mm Durchmesser eingeblasen wird.

Stromversorgung

In modernen Systemen werden häufig leistungsstarke Lithium-Ionen-Akkus eingesetzt, die die notwendige Energie für den Einblasvorgang liefern. Diese Powerpacks können eine Leistung von bis zu 3.000 Watt bereitstellen.

 

Verschiedene Einblastechniken

Je nach Anforderungen und Gegebenheiten kommen verschiedene spezialisierte Einblastechniken zum Einsatz:

Druckluft-Einblastechnik

Dies ist die Grundform des Verfahrens, bei der komprimierte Luft genutzt wird, um Glasfaserkabel sanft und effizient durch Rohre zu transportieren.

Hybrid-Einblasverfahren

Dieses Verfahren kombiniert Druckluft mit mechanischem Vorschub, um maximale Einblasdistanzen bei schwierigen Streckenverläufen zu erreichen. Der mechanische Vorschub unterstützt dabei die Bewegung des Kabels durch das Rohr.

Gleitflüssigkeits-Methode

Bei dieser Technik werden spezielle Gleitmittel verwendet, um die Reibung weiter zu minimieren und so längere Einblasstrecken zu ermöglichen.

Mikro-Einblastechnik

Diese Technik ist speziell für die Installation von Mikrokabeln in engen Räumen entwickelt worden und eignet sich besonders für Anwendungen in städtischen Gebieten.

 

Vorteile des Glasfaser-Einblasens

Das Einblasen von Glasfasern bietet gegenüber konventionellen Verlegemethoden zahlreiche Vorteile:

Geschwindigkeit

Die Glasfaserkabel können mit beeindruckenden Geschwindigkeiten verlegt werden. Je nach Quelle werden Geschwindigkeiten von bis zu 50 Metern pro Minute, 100 Metern pro Minute oder sogar bis zu 90 km/h erreicht. Diese hohen Geschwindigkeiten ermöglichen eine effiziente Installation über längere Strecken.

Kosteneffizienz

Durch die schnelle Verlegung und den geringen Personalbedarf werden die Installationskosten erheblich reduziert. Zudem minimiert die schonende Verlegung potenzielle Schäden an den empfindlichen Glasfasern, was kostspielige Reparaturen vermeidet.

Flexibilität und Zukunftssicherheit

Ein wichtiger Vorteil ist die Möglichkeit, zusätzliche Kabel in dieselben Leerrohre einzublasen, wenn zukünftig mehr Kapazität benötigt wird. In vielen Installationen werden mehrere Leerrohre verlegt, von denen zunächst nur eines mit Glasfaser gefüllt wird, während die anderen als Reserve für zukünftige Erweiterungen dienen.

Minimale Umweltbeeinträchtigung

Die Methode erfordert keine großen Erdarbeiten, sobald die Leerrohre installiert sind, was die Umweltbelastung und Störungen für Anwohner minimiert.

Moderne Entwicklungen in der Einblastechnologie

Die Technologie des Glasfaser-Einblasens hat sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt. Die Deutsche Telekom beispielsweise hat ein neues Verfahren eingeführt, das als „Einblasen 2.0“ bezeichnet werden könnte:

Kompaktere Ausrüstung

Die neuesten Einblasgeräte sind deutlich kompakter und mobiler geworden. Die komplette Ausrüstung passt in einen handlichen Holzkoffer mit Metallbeschlägen, der lediglich etwa 13 Kilogramm wiegt.

Umweltfreundlichere Technologien

Moderne Einblasverfahren arbeiten energieeffizienter und umweltfreundlicher. Die Telekom hat eine neue Technik entwickelt, die das Einblasen „schneller, leiser, bequemer und umweltfreundlicher“ macht.

Verbesserte Dokumentation

Aktuelle Systeme ermöglichen eine detaillierte Protokollierung des Einblasvorgangs gemäß den Spezifikationen der Deutschen Telekom (ZTV40), was die Qualitätssicherung verbessert und Nachweise über die ordnungsgemäße Installation ermöglicht.

 

Ablauf eines typischen Einblasvorgangs

Ein typischer Einblasvorgang läuft in mehreren Schritten ab:

Vorbereitung

Zunächst werden die Leerrohre auf Durchgängigkeit geprüft und gereinigt. Die Glasfaserkabel werden für den Einblasvorgang vorbereitet und das Einblasgerät wird entsprechend eingerichtet.

Aufbau

Das Einblasgerät wird positioniert und mit dem Rohrsystem verbunden, um einen optimalen Luftstrom zu gewährleisten. Der Kompressor wird angeschlossen und auf den richtigen Druck eingestellt.

Einblasvorgang

Der eigentliche Einblasvorgang erfolgt unter kontrollierter Steuerung der Einblasgeschwindigkeit. Die Glasfaser wird durch den Luftdruck und den mechanischen Vorschub des Einblasgeräts in das Leerrohr transportiert.

Qualitätskontrolle

Nach Abschluss des Einblasvorgangs erfolgt eine Prüfung der installierten Kabel auf korrekte Position und Funktion. Diese Überprüfung stellt sicher, dass die Glasfasern einwandfrei funktionieren und die gewünschten Übertragungsleistungen erbringen.

 

Fazit

Das Einblasen von Glasfasern ist eine hocheffiziente und zukunftssichere Methode zur Installation von Highspeed-Internetverbindungen. Die Kombination aus Druckluft und mechanischem Vorschub ermöglicht eine schnelle, kostengünstige und schonende Verlegung der empfindlichen Glasfaserkabel. Moderne Entwicklungen in der Einblastechnologie haben die Effizienz, Umweltfreundlichkeit und Flexibilität des Verfahrens weiter verbessert.

Mit dem fortschreitenden Ausbau der digitalen Infrastruktur wird die Glasfaser-Einblastechnik eine immer wichtigere Rolle spielen, um die steigende Nachfrage nach schnellen und zuverlässigen Internetverbindungen zu befriedigen. Die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Technologie trägt dazu bei, den Glasfaserausbau zu beschleunigen und somit die digitale Zukunft zu gestalten.